Max von Widnmann

Unsere menschliche Existenz ist geprägt von der Kultur des kollektiven Gedächtnis. Diese speist sich aus den Erinnerungen Einzelner und nimmt mit Blick auf die kulturelle Vergangenheit Bezug auf die gegenwärtigen Verhältnisse. „A Tree Is Best Measured When It Is Down“ untersucht, wie der Prozess des Erinnerns gebannt und in künstlerische Produktion transformiert werden kann. Die diesjährige, dreiteilige Jahresausstellung der Klasse Nicolai, bestehend aus einer Publikation, einem diskursiven Veranstaltungsprogramm in der Akademie der Bildenden Künste und der Ausstellung in der GALERIE DER KÜNSTLER, unternimmt den Versuch einer Momentaufnahme gegenwärtiger Überlegungen zum Erinnerungsdiskurs.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Frage, ob das Monument als Manifestation von Erinnerung heute noch Relevanz besitzt und welche Formen eine zeitgenössische Übertragung annehmen könnte. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler untersuchen das Verhältnis von Geschichte und Geschichtlichkeit und erproben, wie Historizität und Erinnerung dargestellt und wahrgenommen werden können. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Prozesse künstlerischer Arbeit und deren ephemere wie auch intime Ausformulierungen gelegt.

Im Ausstellungsraum nähern sich die künstlerischen Positionen dem Begriff Monument größtenteils in dessen Negierung an: anstelle monumentaler Objekte suchen sie die Zwischenräume auszuloten und weder Geschichte noch Zeit als lineare, abgeschlossene Entitäten zu verstehen, sondern sowohl Geschichtlichkeit als auch Erinnerung als fließende Konzepte zu betrachten.

Mit der Ausstellung „A Tree Is Best Measured When It Is Down“ war die Klasse von Olaf Nicolai an der Akademie der Bildenden Künste München zu Gast in der GALERIE DER KÜNSTLER. Die Ausstellung versammelte 22 junge künstlerische Positionen und ist der dritte und abschließende Teil eines Klassenprojekts, das unter dem gleichen Titel neben einer Publikation auch ein diskursives Veranstaltungsprogramm umfasst hat.

Das Veranstaltungsprogramm diente als Preview zur Ausstellung und fand während der Jahresausstellung vom 16. bis 24. Juli 2016 im Atelier der Klasse Nicolai im Altbau der AdBK statt. Die Studierenden haben hierfür ein Programm entwickelt, das die im Produktionsprozess der Ausstellung verhandelten Inhalte offenlegt. So wurden dem Publikum dort ausgewählte Gesichtspunkte einzelner Arbeiten, in Form von Talks, Filmscreenings, Konzerten und Performances bereits als Vorahnung zur Diskussion gestellt. Ein wesentliches Element dieses Raums für Reflexion war eine Bar, die das Publikum in den künstlerischen Diskurs einband. Diese Bar wurde anschließend als Reenactment und natürliches Bindeglied in die Ausstellungsräume der GALERIE DER KÜNSTLER übertragen, um auch hier als Mittelpunkt des Veranstaltungsprogramms zu dienen.

Eine Publikation bildet den dritten Teil des Projekts. Hier fließen die künstlerischen Ansätze aus dem Akademie-, wie auch dem Ausstellungsraum im Rahmen einer Selbstbefragung der Studierenden zusammen.*

Kuratiert von Anja Lückenkemper und Julia Maier mit den Studierenden der Klasse Nicolai

Vernissage: Dienstag, 26.07.2016, 19 bis 22 Uhr
Ausstellungsdauer: 27. Juli bis 26. August 2016
Galerie der Künstler, Maximilianstraße 42, 80538 München

Jury Mitglieder:
Jörg van den Berg | Kurator bei Federkiel
Flaka Haliti | Künstlerin
Eva Huttenlauch | Sammlungsleiterin/Kuratorin im Lenbachhaus

Preisträger des Max von Widnmann-Kunstpreises 2016:
1. Maximilian Schachtner
2. Zacharias Wackwitz
3. Lena Großmann und Anna Maria Pascó Boltà

*aus dem Pressetext der Galerie der Künstler, BBK München und Oberbayern e.V.