Im Rahmen des OPEN art Wochenendes und parallel zur Ausstellung ›Erwin Wortelkamp: Einsichten – Ansichten‹ in der Galerie der DG zeigte Federkiel die erste externe Präsentation der von Wortelkamp 1986 begonnenen Anlage ›im Tal‹.
Erwin Wortelkamp | Künstler
Kim Wortelkamp | Architekt
Jörg van den Berg | Kurator
›im Tal‹ ist eine Kultur- und Skulpturenlandschaft auf einer Fläche von elf Hektar, ein offener Dialog zwischen den Künsten und zwischen den Künsten und der Natur, eine zumindest in Deutschland einzigartige Anlage. Horst Bredekamp hat es in der ›ZEIT‹ als „das deutsche Bomarzo“ geadelt, Frank Fehrenbach nennt es einen „utopischen Ort, der niemandem gehört“. Dennoch wurde und wird das ›Tal‹ stetig zunehmend zu einem Gegendteil* zwischen den Dörfern Werkhausen, Weyerbusch und Hasselbach im nördlichen Westerwald, unweit von Köln. Genau hier haben vor Erwin Wortelkamp auch der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen und der Fotograf August Sander gearbeitet. Das Geburtshaus von Raiffeisen ist das Elternhaus von Wortelkamp; für Sander steht ›im Tal‹ das ›Haus für August Sander‹, das weltweit erste Museum für den Künstler.
Das ›Tal‹ ist ein ins Gesprächige geteilter* Prozess. So haben bis heute fünfundvierzig Künstler fünfzig dauerhafte Arbeiten im ›Tal‹ realisiert und damit den Kern des gemeinsamen Tuns definiert. Beinahe zweihundert geladene Gäste aus den Bereichen Kunst, Musik, Literatur und Film, aus den unterschiedlichsten Wissenschaften und aus der Politik waren ›im Tal‹ zu Gast und haben in Ausstellungen, Symposien, Lesungen, Konzerten und Gesprächsrunden mit neuen Gedanken irritiert und provoziert. Durch diese gedankliche und perspektivische Vielfalt wurde und wird jede Form einer Monokultur oder –logik* unmöglich.
Die Ausstellung im neuen ›Federkiel-Raum für Kunst, Bildung, Ökologie und Genuss‹ nutzt das sehr unterschiedliche Tun der drei – eben Raiffeisen, Sander, Wortelkamp – um aus verschiedenen Perspektiven auf die künstlerischen und gesellschaftspolitischen Relevanzen des ›Tals‹ zu blicken.
Die Mehrdimensionalität des ›Tals‹ und seine Modellhaftigkeit ist es, die diese ebenso ungewöhnliche wie nachhaltige private Initiative zur Gestaltung eines ruralen öffentlichen Raumes für Federkiel interessant macht.
Darüber hinaus gibt es eine enge Verknüpfung der handelnden Personen. Das ›Tal‹ ist in seiner Grundkonzeption integraler Bestandteil des künstlerischen Oeuvres von Erwin Wortelkamp. Zunehmend seit nunmehr zehn Jahren wird die Weiterentwicklung der Anlage von seinem Sohn Kim Wortelkamp (Architekt und Landschaftsarchitekt mit Büro in Leipzig) und Jörg van den Berg (Kurator der ›im Tal – Stiftung Wortelkamp‹) bestimmt. Kim Wortelkamp zeichnet auch für die Raum- und Objektgestaltung des neuen Federkiel-Raum verantwortlich, Jörg van den Berg ist seit 2015 als Kurator für Federkiel tätig. Beide kooperieren bereits seit Jahren mit Karsten Schmitz in der Entwicklung der HALLE 14 auf dem Gelände der Leipziger Spinnerei.
*aus: Barbara Köhler: im Tal, Kunst als Gegendteil, Hasselbach 2015
Termine:
talk&show002 (Eröffnung): Samstag, 10. September 2016, 12 h
Gespräch mit Kim Wortelkamp und Jörg van den Berg über das Tal als Gesamtkunstwerk und Modell
talk&show 003: Dienstag, 27. September 2016, 20 h
Haltungen – Ein Abend zu August Sander.
Das von Erwin Wortelkamp erdachte und seit 1986 realisierte ›im Tal‹ ist eine Kulturlandschaft, ein Garten mitten in einer landwirtschaftlich geprägten Gegend zwischen drei Dörfern im nördlichen Westerwald, unweit von Köln. Bis heute haben dort fünfundvierzig Künstler fünfzig dauerhafte Arbeiten realisiert. Die gedankliche und perspektivische Vielfalt des ›Tals‹ wirkt jeder Monokultur oder -logik entgegen. Die Ausstellung zeigt eine Chronik der letzten dreißig Jahre ›im Tal‹ und stellt dieser Fotografien von August Sander und Werke von Erwin Wortelkamp gegenüber.
Denn genau dort, wo heute das ›Tal‹ liegt, haben vor Wortelkamp der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen und der Fotograf August Sander gearbeitet. Wortelkamp sammelte seit Mitte der 1970er Jahre Fotografien des heute vielfach als bedeutendster deutscher Fotograf des 20. Jahrhunderts eingeschätzten Sander. Und so entstand nur drei Jahre nach dem Beginn des ›Tals‹ ebendort das ›Haus für August Sander‹, das weltweit erste Museum für den Künstler. Die Ausstellung bei Federkiel zeigt drei außergewöhnliche Beispiele von Sanders Menschenbildern, wie sie so normalerweise nicht im Museum zu sehen sind. Alle drei Bilder stammen aus Westerwälder Bauernfamilien. Diesen Fotografien stehen skulpturale Werke von Erwin Wortelkamp gegenüber. Eine sogenannte ›Meditationskabine‹, eine gesockelte Bronze- und eine weißgekalkte Holzskulptur. Alle drei thematisieren sie ein nicht selbstverständliches Aufrecht-Stehen. Es geht bei Sander wie bei Wortelkamp um ’Haltungen’ – vielleicht also um Fragen, die aktueller nicht sein könnten.
Kuratorenführung: Dienstag, 25. Oktober 2016, 20 h