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Haleh Redjaian
Kunst
3. September bis 20. November 2016
Magazin4 – Bregenzer Kunstverein

Haleh Redjaian | Künstlerin
Jörg van den Berg | Kurator

Untitled (C_XXIV), 2016 | Fäden und Lithografie auf handgewebten Teppich, 100 x 70 cm (Detail)

Haleh Redjaian ist Zeichnerin. Sie zeichnet mit Bleistift, mit Buntstiften oder Klebestreifen auf Papier, zeichnet aber auch mit Fäden auf Teppichen, an Wänden oder im Raum. Letztlich alle ihre Arbeiten basieren auf seriellen Wiederholungen. Dennoch entstehen keine Werkserien, sondern immer Einzelwerke. Das ist wichtig zu betonen, weil Redjaian in ihren Werken variable Muster, Raster und Ordnungssysteme entwickelt, die sich eigentlich bestens eignen würden für eine serielle Untersuchung einer Form oder eines Themas. Stattdessen aber bricht sie die auf den ersten Blick häufig so fest erscheinenden Strukturen und Gestaltungsprinzipien, die durch elementare Formen wie z.B. Linien, Dreiecke und Kreise gebildet werden, auf. Jedes einzelne Werk gewinnt so eine häufig stille, aber nachhaltige Individualität. Redjaian baut in ihre zunächst so geschlossen anmutenden zeichnerischen Systeme Unregelmäßigkeiten ein, lässt Unsauberkeiten zu. Damit verweist sie nicht nur auf das universale Gesetz aus Ordnung und Geometrie, sondern auch auf die Notwendigkeit, Regeln zu unterlaufen bzw. zumindest beständig zu hinterfragen. Sie setzt gezielt Leer- oder Fehlstellen, setzt ‚weiche’ zeichnerische Brüche in die festen Strukturen, so dass sich für den Betrachter Erfahrungsmomente von Freiheit öffnen. Nur so kann die beständige – fast demütige – Wiederholung der immer gleichen Geste frei von jeder Pedanterie bleiben.

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Redjaians Arbeiten konfrontieren in ihrer Feingliedrigkeit, ja Schönheit, den Betrachter mit einer nachhaltigen Dringlichkeit, ohne dabei je laut werden zu müssen. Eine aktuell leider viel zu selten anzutreffende Qualität. Redjaians Zeichnungen und räumlichen Arbeiten, entstehen im Zusammenhang mit alltäglichen Objekten und architektonischen Details aus ihrer unmittelbaren Umgebung oder beziehen sich konkret auf den Raum ihrer Ausstellung. Für ihre Papierarbeiten nutzt sie auch Blätter aus Notizbüchern und Kalendern, auf deren vorgegebenen linearen Strukturen sie dann mit ihren zeichnerischen Setzungen reagieren muss. Haleh Redjaians Werk ist voller Referenzen an weiblich konnotierte Techniken wie Weben, Sticken, Tagebuch schreiben. Nicht weniger offensichtlich sind die Referenzen in die Kunstgeschichte, wie z.B. in die orientalische Ornamentik. Die strenge Reduktion von Redjaians Ordnungen markiert zugleich aber auch einen radikalen Bruch mit der überbordenden Fülle orientalischer Ornamentik. Redjaian bezieht sich eben gleichermaßen auf eine westliche Moderne wie auf die klassische Webtradition im Iran. Eindeutige Bezugslinien führen zum universellen Ansatz der Bauhaus Ikone Annie Albers, wie zur ästhetischen Reduktion von Agnes Martin und auch den manisch anmutenden Reihungen von Hanne Darboven.

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