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Cocobello
Kunst, Architektur
2003 – heute
Deutschland

Der Münchner Architekt Peter Haimerl hat den deutschen Beitrag mit Cocobello 2003 zur Architektur-Biennale in Rotterdam gestaltet. Der Prototyp des Projekts wurde im Rahmen von ZOOM TOWN auf der Biennale erstmals präsentiert und dort für den Innovationspreis nominiert. Cocobello ist ein mobiler Ateliercontainer, der verschiedene Verwendungsmöglichkeiten bietet und an beliebigen Standorten einsetzbar ist; als Showroom, als Arbeitsplatz, Pressekabine oder Künstleratelier. Das mobile Atelier besteht aus drei ineinander verschränkten Bauteilen, die sich horizontal und vertikal auseinander fahren lassen, um schließlich eine zweigeschossige Ateliereinheit zu bilden. Im Obergeschoss befindet sich ein großer heller Atelierraum von dem aus der Nutzer einen guten Überblick in die Umgebung hat. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleiner Sanitär- und Kochbereich, sowie ein LagerStauraum.

Der kreative Prozess „nicht an einem Ort verankert zu sein“ kann mit dem Einsatz des Ateliers eine architektonische Form finden, die sich von den herkömmlichen Immobilien unterscheidet. Das Atelier kann sich gleichberechtigt neben architektonischen Machtmanifestationen visualisieren und sich im Stadtraum als philosophisch-ästhetische Reflexion verorten. Das Atelier kann überall andocken, ob an urbanen Brennpunkten oder Randzonen. Cocobello kann als innovative Plattform für spezifische Präsentationen im öffentlichen Raum fungieren und gleichermaßen als Informationsstandort oder Arbeitsplatz, dienen sowie als Ausstellungsraum dienen. Es ist eine temporäre Architektur, die mit ihrer konstruktionsbedingten Mobilität Raum schafft für ungewöhnliche Perspektiven.

Dieses Raumschaffen für Ideen und Perspektiven, ob in der Stadt oder im Umland, steht im Sinne der Vision von der Stiftung Federkiel und seit 2014 stellt die Stiftung das mobile Atelier Cocobello verschiedenen Projekten zur Verfügung.

Leipzig | 2004

In der Ausstellung XTREME HOUSES in der HALLE14 in Leipzig, welche dreiundzwanzig unkonventionelle, radikale und individuelle Lösungen zum Thema Obdach zeigte, ist das Cocobello auch als Modell gezeigt worden. Ausgestellt wurden vor allem Häuser, die extrem sind, weil sie Herausforderungen an die traditionellen Bautechniken stellen oder ein Problem zu lösen versuchen. In bestimmten Fällen nahmen die Häuser, die ausgewählt wurden, im sprichwörtlichen Sinn einen Platz am Rande der Gesellschaft ein, während sie in anderen Fällen gänzlich davon entfernt sind und für extreme Umweltbedingungen oder soziale Situationen gestaltet wurden. Sie antworten auch auf ungewöhnliche Umstände wie eine nie zuvor da gewesene Mobilität, horrende Immobilienkosten, Naturkatastrophen, Krieg, Massenmigrationen, soziale Unterschiede und Obdachlosigkeit.

München | 2013

Cocobello wurde 2003 im Rahmen des designparcours München vorgestellt und somit erstmalig als Raum für ungewohnte Aus- und Einblicke erlebbar.

München | 2014

Im Jahr 2014 wurde das mobile Atelier im Kreativquartier München im Rahmen des Projekts UNDER (DE)CONSTRUCTION aufgestellt.
Die Stiftung Federkiel und Kooperationspartner haben verschiedene urbane Kunstinterventionen und Veranstaltungen mit den zwischen Verfall und Rekonstruktion begriffenen Räumen in der Luitpoldkaserne gefördert. Die ehemalige Luitpoldkaserne wurde umfunktioniert zu einer lebendigen Kunst- und Kulturszene in dem Freiheit, Innovation, Zusammenarbeit, kulturelle Verantwortung, Dialog und Sozialbewusstsein im Mittelpunkt stehen. In dem Projekt UNDER (DE)CONSTRUCTION lag der Fokus auf der Raumschaffung für neue Ideen und Handlungsoptionen. Auf den Spuren von Gordon Matta-Clark werden zehnwurden KünstlerInnen eingeladen, durch durch ihreortsspezifische Interventionen die Architektur, Geschichte und Bedeutung des Kreativlabors zu dekonstruieren und Alternativen zu konstruieren, die unsere Wahrnehmung des Ortes in Frage stellen.

UNDER (DE)CONSTRUCTION, Stiftung Federkiel, Kreativquartier München, © Jens Schnabel

Hierbei bot das mobile Atelier in seiner unabhängigen und mobilen Struktur, die gleichermaßen als Zeichen wie Motor der Transformation steht, ein passender Raum. Das Containermodul Cocobello diente als zentrales Informationsportal für Besucher sowie im Nachgang zum Projekt UNDER (DE)CONSTURCTION als Ausstellungsraum für den Künstler Stanislav Vajce. Für die von der Halle 6 kuratierten Lichtinstillation „Farben Strom“ wurde Cocobello zu einem interaktiven Experimentier- und Testraum für die Begegnung von Mensch und Licht.  Am Wegesrand platziert war es die Bewegung selbst welche den Impuls zum Wandel gab – ein passendes, interaktives Bild für ein sich veränderndes Stück Stadt.

Farben Strom, Stanislav Vajce, München, © NEOLICHT

Viechtach | 2016

Im Jahr 2016 siedelte Cocobello nach Viechtach, der Geburtsstädte des Architekten Peter Haimerl. Das Container-Modul stand ein Jahr am Stadtplatz vor einer riesigen Baubrache, um für die Altstadtsanierung zu werben und als Symbol für den Aufbruch in der Stadt Viechtach zu stehen. Ganz im Sinne des Architekten konnte Cocobello an einen urbanen Brennpunkt andocken und städtisches Brachland wurde zwischen genutzt. Der mobile Container wurde von dem jungen Kulturverein KU2 der Stadt mit offenen Armen empfangen und als Heimatloft genutzt.

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Viechtach

Heimatloft, Viechtach

Die ursprünglich aus München stammenden Künstlerinnen Aylin Neuhofer und Katrin Savvulidi haben schon länger Gefallen gefunden die kulturelle Szene von der Stadt auf das Land zu bringen und mitzugestalten. Gemeinsam mit anderen Künstlern und Musikern haben sie ein zehntägiges Kulturprogramm im Heimatloft aufgestellt. Ihre Ausstellung „Ancient Evenings and the power of god“ wurde im Zuge dessen unter iIhrem Künstlernamen NEW 11 veranstaltet.

Cocobello, unter seinem Viechtacher Namen Heimatloft wurde zu einem kulturell offenen bespielbaren Raum. Neben der Euphorie der jungen Leute sorgte die Präsenz des Containers anfangs aber auch für kontroverse Reaktionen. Somit habe Cocobello nach Haimerl „fantastisch funktioniert“.

Waldmünchen | 2017

Von Viechtach wanderte der mobile Ausstellungscontainer Cocobello 2017 nach Waldmünchen. Diesmal wurde der Container mit einer „Holzhaut“ aus Fichtenbrettern überzogen, um vor der Kälte des Winters zu schützen. Es fanden dort regelmäßig Gesprächsreihen um das Thema Städtebau statt. Neben den Beratungsgesprächen mit dem Architekten Johannes Haslsteiner und , dem städtebaulichen Berater Ehrenbürger Siegried Wagner wurden Ausstellungen organisiert.

Worpswede | 2018

Zwischen Juni und November 2018 ist der Container als temporärer Ausstellungsraum weiter nach Worpswede gezogen. Im Rahmen des Projektes Kaleidoskop, in dem die vier Worpsweder Museen in einer großen Gemeinschaftsausstellung erkunden wie die Kunst diesen Ort geprägt und verändert hat, findet der mobile Raum einen neuen Platz.

Hierbei dient Cocobello wieder dazu eine ungewöhnliche Perspektive auf das Worpsweder Ortsbild und Dorfzentrum zu schaffen. Neben öffentlichen Skulpturenprojekten sowie das „Maisons des abeilles“ von Olaf Nicolai, was zum Nachdenken über soziale und ökologische Fragen anregt und auch anderen Kunstwerken im Außenraum, ist der temporäre Ausstellungsraum Cocobello auf dem zentralen Parkplatz ein weiterer Auseinandersetzungsort.

Die Fotografien des Worpsweder Künstlers Rüdiger Lubricht nehmen unter dem Titel „Bilder eine Dorfes (heute)-Worpswede 2018“ Platz.

Neben dem Würstchenstand des samstäglichen Marktgeschehens am Dorfplatz bietet Cocobello wieder einmal Verwebungen und Vernetzungen zwischen Kunst und Leben, sowie eine neue Wahrnehmung auf den Ort des Geschehens.

Cocobello, Worpswede

© Worpsweder Museumsverbund | Foto: David Hecker

Weyerbusch | 2019

Für ein halbes Jahr wird steht das mobile Atelier Cocobello am Weyerbuscher Wilhelm-Stöber-Platz stehen und fungiert als Begegnungsstätte der Arbeitsgemeinschaft „Interkommunale Kooperation“. Der Standort des Ateliers verhilft zur größtmöglichen Sichtbarkeit in dem Dorf und beinhaltet das Ziel die Qualitäten der heimischen Landschaft zu würdigen und als Ort für die Gemeinschaft zu stehen. Das Projekt läuft hierfür symbolisch unter demn Namen „neue Mitte für Weyerbusch“.

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