logo-federkiel
nächstes Projekt
schliessen
nächstes Projekt

Ausstellungsbereiche und Eröffnungsabend UNDER (DE)CONSTRUCTION, © Jens Schnabel
UNDER (DE)CONSTRUCTION
KUNST
2014 – 2015
Kreativquartier München

Magdalena Assmann | Projektleitung
Laura Sánchez Serrano | Kuratorin
Alina Eisner | Kuratorische Assistenz
Alexander Stumm | Presse und Kommunikation
Constance Maerz | Leitung Kunstvermittlung
Anna Pascó Boltà | Kunstvermittlung
Charlotte Meinardus | Kunstvermittlung

Team Federkiel im COCOBELLO, © Jens Schnabel

Bevor die unmittelbar bevorstehende städtebauliche Transformation auf dem Gelände beginnt und die ersten industriellen Gebäude abgerissen werden, erfuhr das Quartier im Rahmen des Projekts von Federkiel eine künstlerische, architektonische und soziale Metamorphose, die auf vier Ebenen stattfand: durch eine Gruppenausstellung, (Kunst-)Vermittlung, Workshops zur Revitalisierung des urbanen Raums und einer wissenschaftlichen Begleitung.

Zum einen wurden nationale und internationale KünstlerInnen eingeladen, während dieser zwei Monate in 2014 verschiedene Räumlichkeiten im Kreativlabor unter dem Begriff Konstruktion/Dekonstruktion zu reflektieren: Sie kreierten Installationen in situ, führten site-specific Performances und Aktionen durch und bespielten den Raum mit unterschiedlichsten Herangehensweisen und Materialien. Hierbei galt Dekonstruktion als Prozess, in dem Konstruktionen aufgedeckt werden, der verborgene Strukturen zergliedert und auflöst, um die Einzelteile erkennbar und die tiefgreifenden Bedeutungen dahinter verstehbar zu machen. Auf den Spuren von Gordon Matta-Clark werden zehn KünstlerInnen durch ihre Interventionen die Architektur, Geschichte und Bedeutung des Kreativlabors dekonstruieren und Alternativen konstruieren, die unsere Wahrnehmung des Ortes in Frage stellen. Von der Kuratorin Laura Sanchéz Serrano wurden folgende Künstlerinnen und Künstler auf das Kreativquartier eingeladen: Kuratorin: The Chapuisat Brothers (USA, Schweiz), Nicolás Combarro (Spanien), Jonas Etter (Schweiz), Hisae Ikenaga (Mexiko), Foke Köbberling (Deutschland), Florian Lechner (Deutschland), Boris Maximowitz (Deutschland) und Michael Schrattenthaler (Österreich).

Was UNDER (DE)CONSTRUCTION ausmachte? Zehn site-specifc Installationen, ein spartenübergreifendes, öffentliches Veranstaltungsprogramm mit Symposien, Vorträgen, Podiumsdiskussion Führungen und Workshops, zeitgenössische Performances, Filmvorführungen und Konzerte, der besondere Infopoint (das COCOBELLO-Haus), die Projektdokumentation – sowie nicht zuletzt, dass es Federkiel gelang, als Teil des Projektes die Import/Export-Kantine auf das Gelände zu holen und zu etablieren, das bis heute Bestand hat.

Aufgrund der Komplexität des Themas und des so vielfältigen Angebots war die Vermittlung ein wichtiger Pfeiler des Projektes. Das Ziel war, das Gelände als Kreativzentrum mit Schwerpunkt zeitgenössische bildende Kunst zu positionieren. Die Vermittlungsinhalte und -formate sollten sich dabei nach den Besonderheiten des Geländes und den Bedürfnissen seiner BesucherInnen richten. So fand in Vorbereitung vom öffentlichen Zeitraum von UNDER (DE)CONSTRUCTION ein Vermittlungsworkshop statt, zu dem die zentralen Persönlichkeiten dieser Sparte aus etablierten Ausstellungshäusern in München, aber auch Vermittler aus anderen Bereichen, wie Bertram Weisshaar aus der Spaziergangsforschung, eingeladen wurden. Ein Netzwerktreffen, aus dem ganz konkrete neue Formate für Vermittlung entstanden (Inklusion, partizipative Methoden). Diese wurden dann als Pilotprojekte durchgeführt: es entstand eine offene Kunstwerkstatt für Kinder und Jugendliche der Nachbarschaft, Kunstvermittlungsworkshops von Graffiti bis Stadtplanung, regelmäßige Filmvorführungen in Kooperation mit der HFF sowie Disko-Sessions mit Münchner Resident DJ’s und nicht zuletzt ein großes Nachbarschaftsfest, das ein großer Erfolg war. Das Kreativlabor wurde so tatsächlich zum Labor für die Zukunft des Geländes, für München, für zeitgenössische Kunst und ihre Vermittlung.

js_kinderworkshops

Neben der Ausstellung und der Vermittlung wurde aufgrund der nahenden Umnutzung des Kreativquartiers der Bereich „Revitalisierung des urbanen Raums“ behandelt. Gemeinsam mit Dr. Eva Kraus von Q+A PANELS und Prof. Dr. Giacomo Pirazzoli, der in Nachbarschaft an der Hochschule München mit seinen Studenten das Projekt „GreenUP“ seit 2014 verwirklicht, wurde das Gelände unter die architektonische Lupe genommen. Q+A organisierte einen Workshop, der sich ganz konkret mit den Potentialen und Mängeln des Ortes auseinandersetzte. So sollte mit dieser Initiative ein interimistisches Projekt angestoßen werden, das bis zum Zeitpunkt der Neubebauung des Areals eine Begrünung und Szenarien für temporäre Nutzungen entwickelt.

Des Weiteren wird der gesamte Prozess von UNDER (DE)CONSTRUCTION wissenschaftlich begleitet, dokumentiert und evaluiert. Diesen Teil des Projekts betreute Prof. Axel Sowa, Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets Architekturtheorie an der RWTH Aachen, mit seinen Studenten. Thema der projektbegleitenden Forschungsworkshops war die „Verzeitlichung“ von Architektur (Zyklen der Nutzung inkl. der sog. Zwischennutzung, Zyklen der öffentlichen Aufmerksamkeit, des Auf- und Abbaus, der Nachhaltigkeit von Strukturen und Botschaften). Die Studentinnen und Studenten forschten vor Ort und stellten ihre Ergebnisse in einer öffentlichen Abendveranstaltung dem interessierten Publikum – Nutzer des Geländes, Nachbarn, Politikern und Verwaltungsmitarbeitern – vor. Kommunikativ begleitet wurde das gesamte Projekt von Holger Felten, Professor für Visuelle Kommunikation an der
 Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, und seinen Studenten.

Im Herzen des Kreativquartiers wurde während des Projektes die Mobilarchitektur COCOBELLO des Münchner Architekten Peter Haimerl platziert. Dieses attraktive und leichte Container-Modul, welches mit den grauen Industriegebäuden des Geländes kontrastiert, wird Büro und Informationsschalter (Information Desk) des Projektes. Eine unabhängige und mobile Struktur, die gleichermaßen als Zeichen wie Motor der Transformation dient.

Ziele des Projektes

Hauptziel des Projektes UNDER (DE)CONSTRUCTION war es, das Gelände an der Dachauer Straße durch kreative Interventionen gemeinsam mit seinen Nutzern voranzubringen. Durch die Entscheidung der Stadt München für den Entwurf des Architekturbüros Teleinternetcafé (Berlin), der eine prozessuale Quartiersentwicklung vorsieht, ergab sich im Jahr 2014 kurzfristig diese einmalige Gelegenheit: die Vorläufigkeit als Chance für Spontanität und Flexibilität. Ein Quartier mit einer starken Identität kann entstehen, wenn die lokalen Akteure in die Entwicklung miteinbezogen werden und vorhandene Qualitäten wie bestehende Gebäude und Nutzungen in ihrer Kleinteiligkeit erhalten werden. Im Gegensatz zum repräsentativen Kunstareal besteht hier die Möglichkeit der freien Szene Raum zu geben.

Unabhängigkeit, Internationalität, Vielfalt, Zusammenarbeit, Inklusion, Partizipation und Dialog standen im Mittelpunkt des Projektes. Federkiel regte den aktiven Austausch sowohl zwischen Künstlern, als auch zwischen der Münchner Kunstszene und den BügerInnen an. So entstanden neue Beziehungen, die eine zukünftige Zusammenarbeit auf dem Gelände und in seiner Nachbarschaft lokal, national und international begünstigen. Federkiels Wunsch war es, den Akteuren der Kunstlandschaft Münchens, die an UNDER (DE)CONSTRUCTION teilnehmen, unreglementierten Raum für neue Ideen und Handlungsoptionen zu bieten – wenn auch erst einmal nur temporär. Durch das Projekt nationalen und internationalen Akteuren sollte eine breite Aufmerksamkeit auf das Quartier und seine Potenziale gelenkt werden.

Kontext: Das Kreativquartier an der Dachauer Straße

Auf der Fläche der ehemaligen Luitpoldkaserne in München, zwischen Dachauer-, Loth-, Schwere-Reiter-, Heß- und Infanteriestraße, wird ein urbanes Stadtquartier entstehen, in dem Wohnen und Arbeiten eng mit Kunst, Kultur und Wissen verknüpft werden: das KREATIVQUARTIER. Auf der Grundlage des Entwurfs des Architekturbüros Teleinternetcafé (Berlin) und der Landschaftsarchitekten von TH Treibhaus (Hamburg) wird das 20 Hektar große Areal in die vier Bereiche „Kreativpark“, „Kreativplattform“, „Kreativfeld“ und „Kreativlabor“ unterteilt. Neben gewerblichen, kulturellen, kreativwirtschaftlichen und sozialen Nutzungen sind Wohnungen und eine Grundschule vorgesehen.

Das ursprünglich militärisch genutzte Areal ist heute nur partiell genutzt. Im nördlichen Teil, im zukünftigen KREATIVLABOR, hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Kunst- und Kulturszene entwickelt, deren Potenzial aufgegriffen werden und zur Identitätsbildung des neuen Quartiers beitragen soll. Halle 6, Pathos Theater und Schwere Reiter sind drei der unabhängigen Institutionen, die aktiv, experimentell und interdisziplinär in diesem Quartierteil arbeiten. Tanz, Theater, Musik, Kino, Performance und visuelle Kunst finden hier einen Entfaltungsraum, in dem Freiheit, Innovation, Zusammenarbeit, kulturelle Verantwortung, Dialog und Sozialbewusstsein im Mittelpunkt stehen.

Am 24. Juli 2013 hat die Vollversammlung des Münchner Stadtrates grünes Licht für die weitere Entwicklung des Projektes gegeben und seitdem wurden die ersten Entscheidungen getroffen. Infolgedessen wird das Quartier bald einen großen Wandel erfahren. Viele industrielle Gebäude, die zurzeit für kulturelle Projekte genutzt wurden, werden in Kürze abgerissen: Ein wichtiger Zeitpunkt, über die Zukunft dieses Quartiers nachzudenken und neue Ideen zu entwickeln, die das Kreativlabor weiterbringen.

Partner und Förderer des Projektes

Art In Progress, Madrid
Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
Anneliese Senger Stiftung, München
ArtMUC, München
Castringius Kinder- und Jugendstiftung, München
ERES Stiftung, München
Goethe Institut, München
Halle 6, München
Hochschule für Fernsehen und Film München
Instituto Cervantes Múnich
Kulturzentrat e.V., München
Labor München e.V.
Landeshauptstadt München
Mexikanisches Konsulat in München
Muenchenarchitektur.com
Pro Helvetia, Schweiz
Q+A Panels, München
RWTH Aachen
Superpaper, München
TU München
White Box e.V., München

UNDER (DE)CONSTRUCTION 2014 in Zahlen

8 künstlerische Positionen
5 Workshops
5 Filmabende
5 Musik-/Lecture-Abende
3 Podiumsdiskussionen
3 Kooperationen
2 Performances
1 Nachbarschaftsfest

Insgesamt ca. 2.000 Besucher innerhalb von 5 Projektwochen

TOP
Federkiel