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›Kaleidoskop Worpswede‹
Kunst
24. Juni – 4. November 2018
Worpswede

Jörg van den Berg | Künstlerischer Leiter und Vorstand der Großen Kunstschau Worpswede

Nachfolgende Leihgaben wurden für die Ausstellung ›Kaleidoskop Worpswede‹ von der Sammlung Federkiel zur Verfügung gestellt.

Soziale Architekturen
Olaf Nicolai: Maisons des Abeilles
(Bienenhäuser)

Um architektonische Fragestellungen geht es auch in einer mehrteiligen konzeptuellen Arbeit, die 2018 und 2019 in Worpswede gezeigt werden konnte. Der in Berlin lebende Künstler Olaf Nicolai hatte 2001 zum Thema ›Völker‹ gearbeitet und in diesem Kontext eine Reihe von renommieren Architekturbüros aufgefordert, Häuser für Bienenvölker zu entwerfen. Fünf Büros folgten der Einladung; die Entwürfe wurden von Olaf Nicolai realisiert. Interessant an dem künstlerischen Ansatz Nicolais ist, dass er Architekturbüros anfragte, die eher für internationale und städtische Großprojekte bekannt sind als für ökologisch ausgerichtete Bauvorhaben. Spannend also zu sehen, was diese Architekten an der Aufgabe reizte und wie sie jeweils die Herausforderung lösten, für ein ganzes Volk zu planen!

Im Umfeld der vier Museen waren die Bienenhäuser nach den Entwürfen der Büros Sauerbruch Hutton, Brandlhuber sowie Ortner & Ortner aufgestellt und bildeten ein Bindeglied zwischen den einzelnen Stationen der Gemeinschaftsausstellung. Die Häuser wurden vom Imkerverein Teufelsmoor mit Bienenvölkern bestückt und stellten damit ihre praktische Funktionsfähigkeit unter Beweis. Gleichzeitig waren sie – in der Gegenüberstellung der ganz unterschiedlichen Entwürfe – eine Einladung an das Publikum, den ästhetischen, ökologischen und sozialen Implikationen dieser künstlerischen Arbeit nachzugehen und mehr über Bienenvölker als biologische und soziale Organismen zu erfahren.

Mehr Infos zu ›Olaf Nicolai, Maisons des Abeilles‹

Foto: Olaf Nicolai, Maisons des Abeilles, 2002 | Garten des Barkenhoff | (Entwurf: Sauerbruch Hutton, 2001)

[anders] weben
Haus im Schluh

In der Ausstellung [anders] weben arbeiteten alle Exponate mit oder über Textilien. Wie z.B. auch die Arbeit von Haleh Redjaian, welche als Leihgabe der Sammlung Federkiel für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde.

Auf einem groben Wollgewebe mit einem Muster-Rapport, der in einem Teil der Fläche ausfällt, sind feine synthetische Fäden gespannt, die zwei geometrische Formen bilden. Der Stoff wird von der Spannung der Fäden zusammengezogen und wirft Wellen.

Haleh Redjaian schöpft aus zwei Kulturen. Ihre Familie stammt aus dem Iran, sie selbst wurde in Deutschland geboren, ging hier zur Schule, machte ihre akademische Ausbildung ebenfalls in Mitteleuropa. Und ganz zweifelsfrei kann man ihren Arbeiten ansehen, dass sie sich aus diesen beiden Kulturen speisen. Entscheidend ist dabei zunächst eine absolute Gleichwertigkeit. Redjaians Arbeiten haben eine gleich hohe Referenz in Richtung einer persischen Ornamentik wie in Richtung einer geometrischen Tradition der westlichen klassischen Moderne.

Foto: Haleh Redjaian | Untitled (C_X), 2015

Ein Haus stellt sich quer
Das Cocobello-Haus
von Peter Haimerl

Oftmals werden Dinge erst dann bewusst wahrgenommen, wenn der Blick auf sie absichtsvoll verstellt oder das Gesamtbild durch eine Intervention verändert wird. Das Cocobello-Haus des Münchener Architekten Peter Haimerl – ein knallroter, mobiler Kreativ-Raum im Container-Format – hat diese Funktion bereits an zahlreichen Orten auf spektakuläre Weise erfüllt. 2001 als deutscher Beitrag für die Architekturbiennale 2003 in Rotterdam konzipiert, hat das Cocobello-Haus in Großstädten wie Berlin, Wien oder Budapest, aber auch in kleinen Dörfern wie Viechtach oder Waldmünchen im Bayerischen Wald Aufsehen erregt. Gerade auf seiner bisher vorletzten Station in Viechtach ging es Peter Haimerl, der von dort stammt, darum, mit der Aufstellung des Cocobello-Hauses im Ortskern ein provokantes Zeichen zu setzen und für den Erhalt gewachsener dörflicher Strukturen sowie den behutsamen, bewahrenden Umgang mit historischer Bausubstanz zu sensibilisieren. Im Juni 2018 wurde das Cocobello-Haus per Tieflader aus dem Bayerischen Wald nach Worpswede transportiert und auf dem zentralen Dorfplatz aufgestellt. Auch hier ging es darum, mit dem Cocobello als weithin sichtbarer Intervention im Ortsbild die Wahrnehmung dafür zu schärfen, was das Künstlerdorf im Kern ausmacht und eine Diskussion darüber anzustoßen, wie die Substanz des Ortes für seine zukünftige Weiterentwicklung genutzt werden kann. Genutzt wurde das Cocobello-Haus als zusätzlicher, temporärer Ausstellungsraum.

Mehr Infos zum ›Cocobello‹

Cocobello, 2001 | Peter Haimerl | Dorfplatz Worpswede (Juni – November 2018)
Foto 1: © Worpsweder Museumsverbund | Foto: Matthias Jäger
Foto 2: © Worpsweder Museumsverbund | Foto: David Hecker

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